Historismus & Belle Epoque Schmuck
(1850-1915)
Schmuckstücke der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Zeit des sogenannten Historismus, waren von einer allgegenwärtigen Rückbesinnung auf vergangene Jahrhunderte geprägt. Nachahmung, Kombination und Neuinterpretation charakteristischer Formen und Elemente früherer Epochen dominierten die Entwürfe jener Zeit mehr als eigenständige, neue Designs und Ornamente. Die Belle Époque läutete das neue Jahrhundert hingegen mit funkelnder Eleganz, delikatem Edelsteinbesatz und glamourösem Geschmeide ein und reflektierte somit ein Jahrzehnt der Lebensfreude. Mehr erfahren »
Historismus: Schmuck zwischen Rückbesinnung und Moderne
Während des Historismus bediente man sich der Formensprache der klassischen Antike, der Renaissance und Gotik sowie dem Barock und Rokoko und verarbeitete diese in hochwertigen Schmuckstücken. Mitunter wurden die Stile unterschiedlicher Epochen auch eklektizistisch miteinander kombiniert, was zu einer interessanten Neuinterpretation der Vergangenheit führte. Die Form betreffend wandte man den Blick also zurück. Technik und Handwerk richteten sich jedoch klar in Richtung Moderne aus, denn die Industrialisierung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend auch für die Schmuckproduktion relevant. Industriell produzierte Schmuckwaren wurden hierdurch nun auch für breitere Gesellschaftsschichten zugänglich, denn Schmuckteile konnten ab sofort in großer Zahl maschinell produziert und später von Hand zu aparten Schmuckobjekten montiert werden.
Dem gehobenen Anspruch einer wohlhabenenden Klientel kamen dagegen herausragende Juweliere wie beispielsweise Louis Francois Cartier entgegen, der 1847 die gleichnamige und bis heute weltbekannte Marke in Paris gründete.
"Die schöne Epoche": Ausgelassenheit und Prunk
Die Jahre um 1900 sind als "Belle Époque", die sogenannte schöne Epoche, in die Geschichte eingegangen. Diese Friedenszeit zwischen Deutsch-Französischem Krieg und Erstem Weltkrieg war geprägt von Ausgelassenheit und Lebensfreude. Man besuchte Revuen und Theaterstücke und genoss die zahlreichen Anlässe, das Leben zu feiern. Diamanten funkelten mit dem Schein von Kristalllüstern um die Wette.
Die Schmuckentwürfe jener Zeit waren so prunkvoll und glamourös wie die Galas, die man mit ihnen besuchte. Eleganz und prachtvoller Edelsteinbesatz, florale Formen im sogenannten "Girlanden Stil" oder "Garland Style" sind charakteristisch für die Belle Époque und orientierten sich vornehmlich an der Formensprache des Klassizismus und des napoleonischen Empire.